Die Entstehung der Französischen Bulldogge

Zur Abstammung und Geschichte der Französischen Bulldogge

 

Auszüge aus dem Buch von E. Trenkle 1937

 

Schon aus den ältesten Zeiten wissen wir, dass die damaligen Bewohner der Erde Hunde als Gefährten und Gehilfen zum Schutze ihrer Familien, Herden und Wohnstätten besaßen und bei den Ausgrabungen menschlicher Siedlungen und Tempeln älter, längst verschütterter Städte kamen Darstellungen von Hunden in Zeichnungen und Skulpturen zu Tage, die über die Vielseitigkeit der Verwendung dieser Tiere, namentlich bei Kampf und Jagd, beredtes Zeugnis ablegten.

Eine ununterbrochen vor sich gehende Kreuzung der Hunde, die durch fortwährende Einmischung neuen Blutes noch komplizierter wurde, erzeugte naturgemäß eine große Verschiedenheit der Formen. Diese Art der Fortpflanzung in Verbindung mit dem wechselnden Einfluss des Klimas, des Futters und des Zweckes, zu welchen diese Hunde verwendet wurden, sowie auch der spätere Fortschritt der züchterischen Kenntnisse, zu dem es allmählich mit fortschreitender Kultur gekommen, sind die Faktoren, die fraglos die verschiedenen Rassen hervorgebracht haben, die jetzt so stark in Charakter, Größe, Gestalt und Allgemeinerscheinung von einander abweichen.

 

Durch Überlieferungen können wir den Mastiff bis zu Beginn unserer christlichen Zeitrechnung zurückführen. Wie die Römer berichten und Schädelfunde beweisen, führten die Cimbern ( um das Jahr 100 ) große breitschnauzige Hunde auf ihren Kriegsfahrten mit sich und es ist leicht sich vorzustellen, was für nützliche Dienste diese Hunde im Nahkampf leisten konnten. Und wie als Kampfhund, so wurde der Mastiff auch als Jagdhund gehalten. In den altgermanischen Gesetzbüchern wird er als Saupacker, Büffel oder Bullenbeisser oder Bärenhund bezeichnet.  Die Tötung eines derartigen Hundes war mit schweren Strafen belegt, was uns beweist, wie hoch in damaliger Zeit diese Tiere geschätzt wurden.

 

Im alten Britannien wurden die Molloser im 6. Jahrhundert v. Chr. bekannt und gediehen besonders gut. Sie wurden von den Phöniziern auf die Insel mitgebracht und mit einheimischen Hunden gekreuzt. Es gab von da an den größeren und kleineren Typ und die Auswahl und Ausfuhr der Hunde nach Rom ( Mastiff und Bulldog ) , wurde sehr für Kämpfe gegen Bullen und Bären geschätzt. 1835 wurden die Kämpfe  aufgehoben. 

 

 

Selbstbildnis des engl. Malers W. Hogarth mit Bulldogge ( 1697-1764)

Die Bulldogge soll zum ersten mal in der Literatur um das Jahr 1500 erwähnt worden sein. Die älteste Schreibart des Wortes war "Bonddog" und " Bolddog", während Dr. Caius, der Arzt der Königin Elisabeth, das Wort " Banndogg" gebraucht. 

Nottingham Frank, 1849

Als die Stierkämpfe abgeschafft wurden, ging folglich die Nachfrage nach Hunden stark  zurück. Die Bulldoggen hatten ja im Grunde genommen nun keine Verwendung mehr, und die Zucht war fast aufgegeben. Aber da besann man sich endlich, man dürfe doch diese Hunde nicht aussterben lassen, die eine so große Rolle in der frühen Geschichte Alt Englands gespielt haben. So wurde denn versucht die Zucht wieder zu beleben, doch nach neuen Gesichtspunkten.

 

Züchter waren damals meist die arbeitende Befölkerung von East London, Nottingham ohne Hoffnung auf großen Gewinn. 

Dass dieser kleiner Schlag der Bulldogge, wie ihn Nottinghamer Weber gezüchtet, bald in Mode kam, zeigt ein Blick in die Ausstellungskataloge, z.B. den der Hundeausstellung zu Islington 1863, woraus hervorgeht, dass es zwei Klassen von Bulldoggen gab, eine mit Hunden über 20 Pfund und eine unter 20 Pfund, und diese letztere Klasse war mit 20 bis 30 Meldungen vertreten. Doch von Jahr zu Jahr wurden diese kleinen Bulldoggen in England immer weniger und zwar aus dem Grunde, weil in Frankreich und hauptsächlich in Paris eine sehr große Nachfrage hierfür einsetzte und viele Hunde den Weg nach Frankreich gingen. Dass dieselben in großer Anzahl exportiert wurden, berichtet auch ein gewisser Fred Hinks, welcher erzählt, dass sein Vater den ständigen Auftrag hatte, jede Bulldogge unter 20 Pfund, die er nur auftreiben konnte, nach Frankreich zu senden.

Die Hunde die in Frankreich eine neue Heimat gefunden, wurden auch dort behalten und es wurde mit ihnen weiter gezüchtet, bis zur Beständigkeit des aufrechten Ohres bis sich in neuer Zeit das Fledermausohr entwickelte. 

 

Wir dürfen uns jedoch nicht vorstellen, dass in Frankreich von Anfang an eine zielbewusste Züchtung dieser Rase stattgefunden hat. Lange Zeit ruhte sie fast ausschließlich in den Händen von Pariser Kutschern, Schuhmachern, Arbeitern, und diese waren nicht besonders wählerisch in der Auswahl ihrer Zuchttiere. So haben sie auch Terrier-Blut eingekreuzt, vielleicht mit der Absicht, ihren Hunden Rattenfänger-Instinkte zuzuführen, was ihnen auch gelungen ist, denn bei einem Rattensuchen kam die Bulldogge Sweep an erste Stelle.

Zweifelsohne wurden auch Möpse eingekreuzt. Von dem Mops kommt wahrscheinlich das große glotzige Auge, das man bei manchen der Pariser Hunde sehen konnte, sowie auch die kurze, gedrehte Rute, während von dem kleinen Terrier die gewisse Behendigkeit und Munterkeit zu kommen scheint, welche so wesentlich ist für die Französische Bulldogge unserer Tage.

 

Erst 1985 begann man endlich die Hunde zu registrieren und richtige Schau-Hunde zu ziehen. Die Ausstellungen brachten sie dann an die Öffentlichkeit und die bewunderten Hunde gewannen die Gunst der oberen Klassen, die sofort lebhaften Geschmack an den drolligen Hunden fanden und sich ihrer bemächtigten.

 

Fortsetzung folgt ...